Bei einer Beinlängendifferenz wird unterschieden, ob es sich um eine strukturelle wirkliche Verkürzung oder nur um eine scheinbare Verkürzung handelt. Eine scheinbare Beinlängendifferenz könnte durch einen Beckenschiefstand entstehen. Bei einer tatsächlich festgestellten Beinlängendifferenz, die durch anerkannte Messmethoden feststellbar ist, werden meist vom Arzt Einlagen oder orthopädische Schuhe verordnet.

Ein Physiotherapeut oder Osteopath kann ein Bein nicht verlängern bzw. verkürzen. Er kann jedoch die Beckenbeweglichkeit untersuchen und ggf. verbessern und somit eine scheinbare Beinlängendifferenz korrigieren. Dabei müssen auch alle anderen Einflüsse vom Körper, also von den Füßen bis hin zum Kopfgelenk, berücksichtigt werden. Eine Fehlstellung des Beckens verursacht häufig die Anpassung der Wirbelsäule mit einer Seitenneigung, bis hin zu Wirbelsäulenverkrümmung, der sogenannten Skoliose. Das hängt damit zusammen, dass der Kopf bzw. die Augen immer gerade stehen müssen. Der Körper passt sich also, soweit es geht an, um das Gleichgewicht zu halten. Therapeuten bezeichnen dies als eine Kompensation. Sollte durch eine zusätzliche Verletzung oder Fehlstellung die Anpassung des Körpers verhindert werden, kommt es zu einer Dekompensation. Diese kann nicht ausgeglichen werden und führt zu Schmerzen. Die Dekompensation kann an einem ganz anderen Teil des Körpers mit Schmerzen oder übermäßiger Abnutzung in Erscheinung treten. Eine lokale Behandlung dieser Struktur führt dann häufig nicht zu der gewünschten Besserung. Der behandelnde Physiotherapeut oder Osteopath versucht diese Reaktionskette aufzulösen, damit eine Selbstheilung ablaufen kann.

Nur bei einer echten anatomischen Beinlängendifferenz, also ein Bein ist kürzer als das andere, was eher selten ist, das heißt: nur bei unterschiedlich langen Beinen bei gleichzeitiger richtiger Lage des Beckens sollte mit einer Schuheinlage ausgeglichen werden. Kleinere Unterschiede sind nicht behandlungsbedürftig, da die meisten Menschen geringe Längendifferenzen aufzeigen. Erst bei einer Differenz ab 5-6 mm sollte eine Therapie erwogen werden. Beinlängendifferenzen bei Kindern müssen beobachtet und unter Umständen behandelt werden.

Die individuelle Abstimmung und Vermessung, kann dann die richtige Verordnung ergeben. Einlagen und Schuhanpassungen in einer Orthopädiewerkstatt dienen somit letzten Endes der Druckreduktion und Druckverteilung und somit einer korrigierenden und ausgleichenden Skelettstatik und des gesamten Bewegungsapparates. Der ganze Mensch soll wieder ins Lot gebracht werden – vom Kopf bis zu den Füßen.